Eine der anspruchsvollsten Aufgaben, denen sich Feuerwehrleute stellen müssen, ist der sogenannte Innenangriff: In dichten Brandrauch gehüllt, ohne Sicht und nur mit Atemluft aus Druckluftflaschen kämpfen Feuerwehrleute in brennenden Gebäuden gegen die Zeit. Dabei gilt es, Personen so schnell wie möglich ins Freie zu bringen sowie Brände zu lokalisieren und zu bekämpfen, bevor sie sich weiter ausbreiten. Hierbei kommt es nicht nur auf eine gewisse Portion Wagemut, sondern vor allem auf eine fundierte Ausbildung und regelmäßig geübtes Handwerk an. In der sogenannten „Realbrandausbildung“ werden Einsätze unter nahezu realen Bedingungen geübt, sodass Einsatzkräfte optimal auf den Ernstfall vorbereitet sind.
Nachdem die Feuerwehr Horstmar im Jahr 2023 die erste Realbrandausbildung mit dem Fokus auf Innenangriff und die Bekämpfung von Gasbränden erfolgreich durchgeführt hat, hatten die ehrenamtlichen Feuerwehrleute am vergangenen Samstag die Möglichkeit, mit erweiterten Mitteln erneut zu trainieren. Diesmal stand ein speziell ausgestatteter Brandcontainer zur Verfügung, der es ermöglichte, verschiedene Brandszenarien realistisch zu simulieren und die extreme Hitzeentwicklung in geschlossenen Räumen unter der Anleitung erfahrener Ausbilder zu erleben.
Angenommene Lage war ein Wohnungsbrand mit einer vermissten Person. Wie im echten Einsatz bewegten sich die Feuerwehrleute zu zweit in die "Brandwohnung". Neben ihrer persönlichen Schutzausrüstung, dem Atemschutzgerät und einer passenden Maske nahmen sie dabei einen Schlauch mit Hohlstrahlrohr sowie eine Wärmebildkamera mit. Diese liefert wertvolle Informationen über Brandherde, Glutnester, Tiere und Menschen, die aufgrund ihrer Temperatur auf dem Display der Wärmebildkamera aufleuchten. Im echten Einsatz würde der Trupp außerdem Brechwerk, eine Leine sowie weiteres Zubehör, je nach Beschaffenheit des Gebäudes und Auftrag, mitführen.
Doch bevor es in den Brandcontainer ging, fand zunächst der theoretische Teil der Ausbildung statt, in dem die Grundlagen des Innenangriffs, die physikalischen und chemischen Besonderheiten von Bränden und die richtige Handhabung der Ausrüstung wiederholt wurden. Im praktischen Teil, der am Feuerwehrgerätehaus Leer abgehalten wurde, konnten die erlernten Kenntnisse unter realen Bedingungen angewandt werden.
Dazu wurden im Innern des Containers Brandsituationen erzeugt, auf die die Feuerwehrleute schnell und richtig reagieren mussten. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer bewiesen hierbei einen kühlen Kopf und zeigten, dass alle Handgriffe saßen.
Bei dieser Gelegenheit kam auch ein neues Hohlstrahlrohr mit Pistolengriff zum Einsatz, das sich bei einer Erprobung während der letztjährigen Realbrandausbildung bewährt hatte und kürzlich in Dienst genommen wurde. Das Hohlstrahlrohr erlaubt eine präzisere Steuerung des Löschwasserstrahls, wodurch der Löschwasserverbrauch optimiert und die Gefahr einer Rauchgasdurchzündung für die Feuerwehrleute verringert werden kann. Besonders bei der Brandbekämpfung in beengten Räumen rechnen die Ehrenamtlichen dank der neuen Armatur zukünftig mit zusätzlicher Sicherheit.
Die Realbrandausbildung war zudem ein Gemeinschaftsprojekt: Auch Mitglieder benachbarter Feuerwehren waren eingeladen, daran teilzunehmen und nutzten diese seltene Gelegenheit mit großem Interesse. So stärkte die Übung nicht nur die Fähigkeiten der Einsatzkräfte innerhalb ihrer Einheiten, sondern auch die Zusammenarbeit und das Vertrauen zwischen den Mitgliedern der verschiedenen Feuerwehren.
Nach dem anstrengenden Ausbildungstag fühlen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Feuerwehr Horstmar noch besser auf den Ernstfall vorbereitet. Ihre kontinuierliche Weiterbildung ist unverzichtbar, um ihre Sicherheit im Ernstfall zu gewährleisten und der Bevölkerung im Notfall bestmöglich zur Seite stehen zu können.
Text: Bienbeck
Fotos: Feuerwehr Horstmar